Kaninchenzüchterverein F 121

Enterocolitis

Enterocolitis

Seit 1998 treten in deutschen Kaninchenbeständen häufig Darmerkrankungen mit Todesfolge auf. Für die Entstehung der zur Zeit als "Enterocolitis" benannten Krankheit werden verschiedene Auslöser vermutet. Bisher konnten keine Krankheitserreger der sog. Enterocolitis zugeordnet werden. Eine Infektion von Viren wie Rota- und Coronaviren (bei Darmentzündung) konnten bis heute nicht nachgewiesen werden. Untersuchungen bezüglich der Futterzusammensetzung ergaben, dass durch spezielle rohfaserreiche und an Kohlehydraten und Proteinen begrenzte Futterrationen die Darmflora stabilisieren. Generell kann die Krankheit alle Altersgruppen befallen. Die Krankheit trat unter anderem bei Veränderung der Futtermenge, Wechsel der Kraftfuttermarke und nach der Zuteilung von Extragaben mit Saftfutter wie z.B. Möhren auf. Weiterhin wurde beobachtet, dass die Krankheit auch bei Kaninchen ab der 3. Lebenswoche, der Umstellungsphase von reiner Milchnahrung auf Festnahrung auftrat. Ebenso bei Stress-Situationen wie Trächtigkeit und Säugezeit sowie die Belastungen von Ausstellungen und Krankheiten. Die Krankheit ist akut und verläuft in den meisten Fällen tödlich. Die Tiere verweigern die Futteraufnahme, wirken benommen und sitzen relativ regungslos im Stall. Es findet in der Regel kein Kotabsatz mehr statt. Mitunter tritt im Verlauf eine Aufgasung des Bauchraums auf, die an eine Trommelsucht und auch akute Magenüberladung erinnert. Berichte aus Holland besagen, dass bei mikroskopischen Gewebsuntersuchungen in den befallenen Dickdarmabschnitten das Nervengewebe, das für die Mobilität(Bewegung) verantwortlich ist, zerstört bzw. abgestorben ist. Die Krankheit "Enterocolitis" bezeichnet eine Entzündung des Dickdarms. Dem Krankheitsverlauf entsprechend handelt es sich jedoch um eine Lähmung der Darmbewegung, die durch die Bildung eines Clostridien-Toxins im Darm verursacht wird. Der Begriff "Enterotoxische Colonparalyse": Entero= vom Darm ausgehend, toxisch= Wirkung eines Giftes, Colon = Teil des Dickdarms, Paralyse Lähmung wäre meines Erachtens die zutreffende Bezeichnung. Nach der Diagnose des erkrankten Tieres kommt in der Regel jede medizinische Hilfe zu spät, weil einerseits das Medikament über oralem Weg das Zielorgan, den Dickdarm nicht erreicht, und der Dickdarm irreparabel geschädigt ist. Therapieversuche mit einem Abführmittel wie Lactulose, Darmflora aufbauende Probiotika sowie gegen Clostridien wirksame Antibiotika hatten wenig Erfolg. Als vorbeugende Behandlung wurden gute Erfolge mit den Wirkstoffen Cloramphenicol, über mehrere Wochen an allen Tieren verabreicht sowie mit Metronidazol bei krankheitsverdächtigen Kaninchen über einige Tage, erreicht. Diese Medikamente sind aber für Tiere, die der Nahrungsmittelkette zugeführt werden sollen, nicht zugelassen.

Weitere Informationen dazu finden Sie HIER [105 KB] !

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So können wir die Enterocolitis besiegen

Diesen interessanten Beitrag von Theodor Ulpts können Sie HIER [165 KB] lesen.
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Darmlähmung

Lesen Sie HIER [110 KB] einen Bericht von Dr. Rossi

Kokzidien

In unseren Kaninchen schmarotzen zwei gefährliche Kokzidienformen. Sie können die Darmkokzidose und die Gallengangskozidose (Leberkokzidose) auslösen. Kokzidien sind sogenannte Protozoen oder Einzeller, die bestimmte Entwicklungsstadien durchlaufen. Zunächst nehmen die Kaninchen Dauerformen der Kokzidien auf. Das sind die sogenannten Oozysten, die mit den Kot von infizierten Tieren abgegeben werden. Diese ausgeschiedenen Oozysten sind mit einer fast unangreifbaren Hülle umgeben. Im Freien müssen sie reifen. Dazu benötigen sie Sauerstoff, Feuchtigkeit und Temperaturen im Plusbereich von ca.2 bis 38°C. In ein bis drei Reifungstagen entwickeln sich in den Oozysten die Sporozoiten. Nehmen Kaninchen diese "gereiften" Oozysten auf, werden die Sporozoiten im Darm frei, dringen in die Zellen der Darmschleimhaut ein und vermehren sich ungeschlechtlich weiter. Dabei werden immer mehr Zellen geschädigt. Nach einer gewissen Zeit bilden sich weibliche und männliche Zellen aus und es erfolgt eine geschlechtliche Vermehrung. Nach der Befruchtung entsteht in der weiblichen Zelle eine Zygote, die sich mit einer festen Hülle umgibt und als Oozyste mit dem Kot der Tiere ins Freie gelangt. Nun muss diese Oozyste- wie anfangs erwähnt- einige Tage reifen, um ansteckungsfähig zu werden. Es kommt für den Züchter also darauf an, eine erneute Ansteckung der Tiere zu verhindern. Es gibt verschiedene Arten von Kokzidien, manche befallen auch das Zellgewebe des Gallengangs. Dann spielen sich ähnliche Vorgänge wie im Darm ab. In der Leber findet man dann kleinere und größere Knötchen. Ist der Befall stark, so kommt es zur Fress-Unlust, Durchfällen, Blähungen oder Abmagerungen, in schlimmen Fällen zum Tod des Tieres. Bei der Gallengangskokzidose bemerken wir ähnliche Symptome, dazu Verstopfungen, Blockaden der Gallengänge und nur seltener Durchfälle. Auch bei dieser Befallsform können die Kaninchen sterben. Verheerend wirkt sich die Krankheit aus, wenn sich dazu noch Bakterien einstellen, die den geschädigten Darm noch zusätzlich zusetzen. Erkennbar kranke Tiere sind sofort und möglichst auf Draht- oder Gitterböden zu halten, damit sie nicht wieder mit Kokzidien, die sie ausscheiden, in Berührung kommen. Zum desinfizieren der Boxen eignet sich heißes Sodawasser. Die Tiere erst wieder einsetzen, wenn die Boxen vollständig getrocknet sind. Ist der eigene Bestand mehr oder weniger frei von Kokzidien, sollte man bei Tieren, die von Ausstellungen zurückkommen, sehr vorsichtig sein. Sie müssen in Quarantäne! Schon Jungtiere, die noch nicht selbstständig fressen, können sich bei infizierte Häsinnen anstecken. Kritisch ist auch die Absetzphase, wenn Einstreu verwendet wird und ein feuchtes Stall-Millieu herrscht. Oozysten können auch über das Futter oder Wasser ins Kaninchen gelangen, deshalb regelmäßig die Futter- und Trinknäpfe reinigen. Komposthaufen mit Kaninchenmist sollten genügend Hitze entwickeln, um die Oozysten nachhaltig zu schädigen.

Kokzidiose

Beim Kaninchen kommen drei Arten von Kokzidien vor:

Eimeria perforans
und Eimeria magna sind im Dünndarm angesiedelt und verursachen die Darmkokzidiose; Eimiriastiedae ist in der Leber vorzufinden und ruft die Gallengangs- oder Leberkokzidiose hervor.

Kokzidien leben als Schmarotzer im Körper des Wirttieres. Sie zerstören die Zellen des Dünndarmes (Darmkokzidiose), mindern die Verdauungsvorgänge und rufen Darmentzündung hervor. Da das Futter nicht mehr so schnell und vollständig verdaut werden kann, geht es in Gärung über, was zur Folge hat, dass der Leib der erkrankten Tiere mehr oder weniger stark aufbläht. Gleichzeitig tritt aber auch übelriechender Durchfall auf. In der Regel haben die befallenen Tiere ein struppiges Fell, leiden an allgemeiner Körperschwäche, verweigern die Futteraufnahme und magern schnell und rapide ab, sodass oft schon nach wenigen Tagen der Tod eintritt. In anderen Fällen zieht sich die Erkrankung aber auch über mehrere Wochen hin. Auch nervöse Symptome in Form von Lähmungen und Krämpfen wurden im Verlauf der Kokzidiose beobachtet. Nicht selten werden aber auch die Leber und die Gallengänge befallen (Leberkokzidiose); diese Art der Krankheit tritt vielfach zusammen mit der Darmkokzidiose auf oder aber auch für sich alleine. Die Leberkokzidiose muss nicht unbedingt mit Durchfall einhergehen, da aber die Leber meist stark anschwillt, erscheint auch hierbei der Leib stark aufgetrieben. Obwohl bei dieser Art der Kokzidiose keine Trommelsucht festzustellen ist, können Stoffwechselstörungen, verminderte Lebertätigkeit und Zweitinfektionen zu starker Abmagerung und schließlich zum Tod des erkrankten Tieres führen.

Behandlung:

Einen Durchbruch bei der Kokzidiosebehandlung konnte erst 1947 der Leipziger Tierarzt Friedrich Karl Dorn erzielen. Dorn, ein selbst begeisterter Kaninchenzüchter , verabreichte Sulfonamide an kokzidiosekranke Jungkaninchen. Das Mittel seiner Wahl war Eleudron (2O%-ige Lösung), das zur Behandlung von Bakterienerkrankungen entwickelt worden war und bisher überwiegend bei der Behandlung von Lungenkrankheiten verwendet wurde. In Zusammenarbeit mit seinem Sohn hat Dorn in vielen Versuchen gezeigt, dass bei sofortiger Eleudronbehandlung durchschlagende Heilerfolge zu erzielen sind. Es zeigte sich, dass mit diesem Medikament alle im Kaninchenkörper befindlichen Entwicklungsstadien der Kokzidien abgetötet werden, sodass nach wenigen Tagen keine Oozyten mehr ausgeschieden werden. Eleudron wurde dann aber für Tiere, die der Lebensmittelgewinnung dienen, nicht mehr zugelassen. Heute stehen dem Tierarzt bei der Kokzidiosebehandlung andere Medikamente zur Verfügung, von denen an dieser Stelle zwei genannt werden sollen:
Darvisul-T (Mallinckrodt Vet GmbH, Burgwedel). Das Medikament ist verschreibungspflichtig und enthält die Wikstoffe Diaveridin und Sulfaquinoxalin. Die Verabreichung erfolgt über das Trinkwasser. Ein weiteres Mittel ist Kokzidiol SD. Es liegt als Pulverform vor und kann sowohl über das Futter als auch über das Wasser verabreicht werden. Unter der Überschrift “Oregano hilft gegen Kokzidien“ berichtet Michael Lüttwitz: “ Oregano oder Majoran, wie die kultivierte Form des Oregano genannt wird, enthält zu etwa 4% ein ätherisches Öl mit den Wirkstoffen Carvarol und Thymol. Diesen beiden Stoffen wird die kokzidiozide Wirkung des Oregano zugeschrieben. Thymol wirkt bereits bei einer Konzentration von O,OO7% für verschiedene Bakterien tödlich und in höheren Konzetrationen zeigt es auch fungizide Wirkung. Oregano bzw. Majoran kann grün verfüttert werden. In Apotheken ist aber auch ein rein pflanzliches Präparat (ROPA-B) erhältlich, das reines Oregano-Öl in Pulverform enthält (6Omg/g Pulver).

Verdauungsstörungen

Verdauungsstörungen und deren Homöopatischen Behandlung:

Zunächst unterscheiden wir Erkrankungen der Mundhöhle und Magen-Darm-Erkrankungen, z.B. Magenüberladung, Trommelsucht, Durchfallerkrankungen oder Verstopfung.

Erkrankungen durch Zahnfehlstellung:

Zahnfehlstellungen der Nagezähne kommen bei Kaninchen nicht selten vor. Da die Nagezähne ständig nachwachsen, müssen sie abgeschliffen werden. Liegt eine Zahnfehlstellung vor, dann ist das Abschleifen gestört, so dass die Nagezähne übermäßig lang werden können. Die Schneidezähne des Oberkiefers rollen sich nach hinten ein und können sogar in den harten Gaumen einwachsen. Die Schneidezähne des Unterkiefers wachsen hingegen nach außen und nach vorne. Auch die Backenzähne können bei mangeln- dem Abrieb eine Fehlstellung einnehmen, wobei die Mahlzähne des Oberkiefers nach außen und die des Unterkiefers nach innen wachsen. Ein solches Gebiss führt nicht nur zu einer Störung der Kaubewegung, sondern auch zu ständigen Mundschleimhautent- zündungen. Abszeßbildungen im Unterkieferbereich sind dabei häufige Komplikationen. Solche Abszesse können nur mit großem Aufwand ausgeheilt werden. Die Tiere können nur mit große Schwierigkeit Futter aufnehmen. In der Regel wird ein vermehrter Speichefluss beobachtet. Besteht dieser Zustand schon über einen längeren Zeitraum, dann findet man stets diese Tiere in einem abgemagerten Zustand.

Behandlung:
Die Zähne müssen periodisch gekürzt werden.

Homöopathie:
Borax D4, Belladonna D3 bei einer Mundschleimhautentzündung Hepar sulf. D6 bei einer eitrigen Entzündung.


Die Magenüberladung

Magenüberladung kommt häufig im Frühjahr vor. Die Krankheit entsteht durch eine über- mäßige Aufnahme von gärungsfähigem Futter. Der Bauch ist ähnlich der Trommelsucht aufgetrieben und schmerzhaft. Durch eine genaue Untersuchung kann man die Trommelsucht von der Magenüberladung abgrenzen. Dies ist des- wegen notwendig, da diese beiden Krankheiten verschieden behandelt werden müssen.

Behandlung:

Achtung, unbedingt zum Tierarzt!!!
Leinsamenschleim eingeben, kein Rizinusöl verwenden.
Pulsatilla D6, Abies nigra D6, Staphisagria D6.

Blähsucht

Blähsucht (Tympanie oder Trommelsucht)

Kaninchen besitzen ein kompliziertes Verdauungssystem, damit sie imstande sind, die pflanz- liche Nahrung zu verwerten. Für die Verdauung speziell im Blinddarm sind Bakterien und ein- zellige Lebewesen notwendig. Jede Störung dieser Verdauungshilfen führt zu einer fehler- haften Verdauung bzw. zu einem Ansteigen von störenden Fremdbakterien. Man findet solche Verdauungsstörungen vor allem nach Antibiotikabehandlungen sowie nach plötzlichen Futter- umstellungen. Häufig haben die Kaninchen einen aufgetriebenen Bauch mit erheblichen Kolikschmerzen. Die Herz- und Atemtätigkeit wird durch einen Zwerchfellhochstand behindert. Beim Betasten des Bauches fällt der pralle Bauch auf (beim Draufklopfen mit dem Zeigefinger ist ein Ton wie bei einer Trommel zu hören).

Behandlung:

Sofort zum Tierarzt gehen!!!
Arsenicum album D6, Chelidonium D1, Colocytis D2. Aufgrund der schweren und lebensgefährlichen Erkrankung ist immer eine
herzstützende Behandlung durchzuführen.

Allgemeine Durchfallerkrankungen

Für die Behandlung von Durchfallerkrankungen ist eine genaue Diagnostik notwendig. Man unter- scheidet verschiedene Ursachen,
die zu Durchfall führen können:
-Bakteriell bedingte Durchfallerkrankungen wie Salmonelleninfektion, Colibacillose, Tyzzer disease und Rodentiose (Pseudotuberkulose)
-Durchfälle infolge eines Parasitenbefalls
-Fütterungsbedingte Durchfallerkrankungen

Behandlung:

Mit Aloe D6 bei starkem Durchfall mit breiigem, schleimigem Durchfall bzw. Antimonium crudum D6 bei Durchfall mit Erschöpfung.
Der Kot ist schleimig, manchmal blutig. Podophyllum D6

Die Tiere zeigen einen Hydrantenstuhl (der Kot schießt wie Wasser aus einem Rohr aus dem After). Phosphorus D12

Der Kot wird in kleinen Mengen abgesetzt, er ist schmal wie ein Faden. China D4, Abrotanum D3 bei chronischem Durchfall
mit Abmagerung.

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