Kaninchenzüchterverein F 121

Krankheiten

Hauterkrankungen

Hautkrankheiten kommen bei Kaninchen nicht sehr häufig vor. Sie sind oft die Folge von schlechten Haltungsbedingungen sowie von einseitiger oder nicht artgerechter Ernährung. Eine Behandlung von Hautkrankheiten sowohl in der klassischen, chemischen Medizin als auch in der Homöopathie ist nur dann sinnvoll, wenn die Haltungsbedingungen überprüft und verändert werden. In der homöopathischen Behandlung ist immer wichtig, dass eine Behandlung des ganzen Tieres im Sinne einer Ganzheitsmedizin durchgeführt wird. Eine Behandlung nur der Hautsymptome ist homöopathisch gesehen nicht sinnvoll. Speziell in der Hautbehandlung ist zu beachten, dass die Haut ein Spiegelbild innerer Organe sowie des Stoffwechsels ist. Denken Sie nur daran, wie sich die Haut eines Menschen verändert, der an Leberzirrhose, an Herzbeschwerden, an Leberentzündung (Gelbsucht) leidet. Man spricht dann auch von einem ungesunden Aussehen!

Ursache für eine Hauterkrankung

Ektoparasiten: Flöhe, Läuse, Haarlinge, Milbenbefall
Hautpilze: eher selten
Bakterielle Erreger: Streptokokken, Staphylokokken als Sekundärerreger nach Bissverletzungen durch andere Kaninchen, aber auch
durch Selbstverletzung (Kratzverletzung)Stoffwechselstörungen, Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, hormonelle Störungen.

Homöopathische Behandlung

Wichtig ist die auslösende Ursache zu erkennen und zu beseitigen (Ektoparasiten, Mangelernährung, Ernährungsfehler, schlechte
Hygieneverhältnisse, Vermeidung von Raufereien usw.) Die Entfernung der Haare an den betroffenen Stellen verkürzt und erleichtert die Behandlung.

Eitermittel

Merkierius sol. D12 oder Hepar sulf. D6 (beide Mittel dürfen nicht zusammen verwendet werden)!

Umstimmungsmittel

Sulfur D3O wird bei allen Hauterkrankungen zur Einleitung der Behandlung verwendet.

Spezielle Hautmittel

Psorinum sol. D3O bei nässendem Ekzemen, Antimonium crudum D6 bei juckenden Ekzemen, Kreosotum D6 bei übelriechenden Ekzemen mit Störung des Allgemeinbefindens. Bei jeder Erkrankung sollte eine homöopathische Leber- und Nierenbehandlung durchgeführt werden. Carduus marianus D2 als Lebensmittel mit Entgiftungsfunktion und Berberis D4 steigert die Nierenausscheidung.

Myxomatose

Die Myxomatose der Kaninchen ist eine seuchenhaft auftretende, sehr verlustreiche Infektionskrankheit. Sie wird durch das Myxomatosevirus verursacht und verläuft mit typischer Geschwulstbildung der Haut. Wenn der Name dieser Kaninchenkrankheit fällt, erinnern sich sehr viele, insbesondere ältere Züchter, an den von Frankreich ausgehenden europäischen Seuchenzug um 195O. Die ersten Beobachtungen zu dieser Krankheit liegen aber noch viel weiter zurück. Im Jahre 1896 beobachtete Professor Sanarelli erstmalig im Hygiene-Institut in Montevideo (Uruguay) die Myxomatose bei eingeführten Europäischen Kaninchen (Oryctolagus cuniculus). Die Kaninchen seiner Laboratoriumszucht erkrankten; es bildeten sich zahlreiche Knoten schleimiger Konsistenz in der Haut; außerdem trat eine eitrige Augenentzündung auf. Nachdem Prof. Sanarelli im April 1898 auf dem 9.Internationalen Kongress für Hygiene und Demographie in Madrid über seine Untersuchungen berichtete, wurden noch im gleichen Jahr die Ergebnisse seiner wissenschaflichen Forschungsarbeit im Zentralblatt für Bakteriologie,Parasitenkunde und Infektionskrankheiten unter dem Titel
"Das myxomatogene Virus" veröffentlicht. In dieser Arbeit hat Prof. Sanarelli die virale Ursache für die Myxomatose analysiert. Die Virusnatur des Myxomatoseerregers wurde in den folgenden Jahren von zahlreichen Untersuchern bestätigt.Zu Ehren dieser,für seine Zeit sehr weitgreifenden,wissenschaftlichen Entdeckung von Professer Sanelli wurde im Jahre 1927 vorgeschlagen, das Myxoma tosevirus mit dem Namen "Sanarellia cunicula" zu benennen. Dieser Vorschlag setzte sich aber nicht durch. Nahe verwandt mit dem Myxomatosevirus ist eine Art der Pockenviren, die Fibromatose hervorrufen kann. Fibromatoseviren sind bei Kaninchen und dem europäischen Hasen beschrieben und waren ehemals nur in Nordamerika heimisch. Die Fibromatose ist eine gutartige Erkrankung, die mit der Bildung kleiner Geschwülste einhergeht, die relativ schnell abheilen können. Eine in Nordamerika beschriebene Form stellt die bösartige Fibromatose dar, die zu Erkrankungen infizierter Tiere führen kann. Das Fibromatosevirus besitzt ähnliche Eigenschaften wie der Erreger der Myxomatose und kann nach einer Verimpfung an Hauskaninchen diese Tiere teilweise vor einer Myxomatoseinfektion schützen. Diese Eigenschaften wurden bei den Shope-Fibroimpfstoffen ausgenutzt, denen in Deutschland aufgrund der Entwicklung von Lebendimpfstoffen auf der Basis hochgradig abgeschwächter (attenuierter) Myxomatoseviren nur noch untergeordnete Bedeutung zukommt. Im Jahre 19O9 wird über spontan auftretende Fälle von Myxomatose bei Europäischen Kaninchen, die auf einem Markt in Sao Paulo (Brasilien) gekauft wurden, berichtet. In den folgenden Jahren beschreiben mehrere Veröffentlichungen das sporadische Vorkommen der Myxomatose beim Europäischen Kaninchen an verschiedenen Orten Brasiliens. Dabei wurde festgestellt, dass das in Südamerika zahlreich vorkommende Wildkaninchen (Sylvilagus brasiliensis) gegenüber dem Myxomatosevirus viel resistenter ist. In den Jahren 1928 bis 193O wurden einzelne Ausbrüche von Myxomatose in Kalifornien bekannt. Europäische Wildkaninchen wurden im Jahre 1859 erstmalig in Australien eingeführt. Insbesondere wegen fehlender natürlicher Feinde hatten sich diese Tiere überdurchschnittlich stark vermehrt. Die hohe Virulenz (hochgradig krankmachende Eigenschaft) des Virus für das europäische Wild- und das von ihm abstammende Hauskaninchen gab Anlass dazu, dass erstmalig im Jahre 1927 erwogen wurde,
die Kaninchenpopulation mit Hilfe der Myximatose zu minimieren. Bereits in den Jahren 1937 und 1943 großangelegten Versuches ergaben, dass die Virusausbreitung in erster Linie von fliegenden Insekten abhängig ist. Ein erster Versuch in den Jahren 1942 bis 1943 schlug fehl, und erst 195O glaubte man so weit zu sein, erneut in Australien auf biologischem Weg die Wildkaninchenpopulation einzudämmen. Die Infektionsherde wurden über künstlich mit Myxomatoseviren infizierte Kaninchen gesetzt. Auch diesmal schien trotz hoher Virulenz (hochgradig krankmachende Eigenschaft) des Ausgangsvirus der Versuch fehlzuschlagen, bis nach einigen Monaten infolge Umstellung der Großwetterlage die Infektion um sich griff. In den Jahren 1952 bis 1955 wurde von einer nahezu völligen Vernichtung der Wildkaninchenpopulation gesprochen. In einigen Gebieten starben bis zu 99,8% der Kaninchen. Das heißt, dass nur zwei von 1OOO Tieren den Seuchenzug überlebten. Dieser künstlich eingeleitete Myxomatose-Seuchenzug in Australien hätte sicher nur am Rande das Interesse der europäischen Öffentlichkeit gefunden, wenn nicht West- und Mitteleuropa ab dem Jahre 1952 selbst ein vergleichbares Myxomatose - Seuchengeschehen erlebt hätte.

Ausbreitung und Ausbruch der Myxomatose in Europa

Am 14. Juni 1952 infizierte ein französischer Arzt zwei eingefangene Wildkaninchen mit einem aus dem Bakterologischen Laboratorium in Lausanne stammenden brasilianischen Myxomatosevirusstamm, um die Wildkaninchenpopulation auf seinem eingezäunten Landgut Maillebois (ca.1OO Kilometer südwestlich von Paris) im Eure-et-Loire-Departement zu bekämpfen. Dieses fahrlässige Experiment ist die Quelle für die Verbreitung des Myxomatosevirus in Europa. Der Erfolg der Wildkaninchenbekämpfung
war leider so frappierend, dass Nachbarn des Arztes in dessen Gelände eingedrungen sind und kranke Wildkaninchen eingefangen haben. Dieses wurde danach auf anderen Grundstücken ausgesetzt, um auch dort mit Hilfe der Myxomatose die Wildkaninchenpopulation zu dezimieren. Auf diese Weise breitete sich die Seuche immer weiter aus. Im Oktober 1952 wurde die Myxomatose der Wildkaninchen in der Gegend von Ramboilett (Seine-et-Oise-Department) durch staatliche Veterinärbehörden festgestellt. Bereits sehr frühzeitig warnten führende Wissenschaftler vor einer zu befürchtenden länderübergreifenden Ausbreitung der Myxomatose und forderte die Veterinärbehörde auf, unverzüglich entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen zu ergreifen. Offensichtlich war es dafür bereits zu spät, denn die Myxomatoseinfektion griff bereits im August 1953 auf Deutschland über. Von den westlichen Bundesländern waren zunächst das Rheinland, Westfalen, Baden und Württemberg betroffen. Nach dem Seuchenzug des Sommers 1953 kam es zu einer gewaltigen Ausbreitung großen Teilen Frankreichs. Über die Hälfte des französischen Territoriums war von Myxomatose betroffen. Im Jahre 1955 wurde in Frankreich etwa 1 Mio. erkrankter Hauskaninchen festgestellt. Neben Deutschland wurde noch im Jahre 1953 Belgien, Niederlande, Spanien und Luxemburg von der Myxomatose ergriffen. Auch aus England liegen erste Informationen zur Myxomatose aus dem Jahre 1953 vor. In den Jahren 1954/1955 wurde berichtet, dass die Myxomatose in allen englischen Grafschaften (mit einer Ausnahme) und in 28 Grafschaften Schottlands verbreitet ist. Im Jahre 1945 wurde das Vorkommen der Myxomatose in der Schweiz bestätigt. Tschechien wurde im Jahr 1955 von der Myxomatose ergriffen. Aus Polen wird im Jahr 1956 über das Auftreten der Myxomatose berichtet. Die Ausbreitungstendenz war im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in Polen aber deutlich geringer. Die Myxomatose trat bei Hauskaninchen 196O in Dänemark und 1962 auf der Insel Gotland (Schweden) auf, nachdem im August 1961 im Mittel-Skane (Schweden) Spontanerkrankungen bei Wildkaninchen vorgekommen waren. Nachfolgend eine chronologische Aufgliederung der Seuchensituation unter besonderer Berücksichtigung des Myxomatosegeschehens in Deutschland: -Juni 1952: Erste Fälle in Mittelfrankreich mit schneller Ausbreitungstendenz in alle Richtungen.

Herbst 1952

Zahlreiche Departements Frankreichs sind von Myxomatose ergriffen.

Sommer 1953

Myxomatosefälle bei Kaninchen in über 39 Departements Frankreichs. Meldungen über erste Seuchenfälle beim Hasen in Frankreich.
Erste Seuchenfälle bei Kaninchen in den westlichen Bundesländern.

1954

Fortschreiten der Myxomatose im deutschen Raum in östlicher Richtung. Anfang des Jahres erste Fälle beim Hasen in Deutschland.

1955

Erste Fälle von Myxomatose bei Kaninchen in den östlichen Bundesländern und Berlin. Die Ausbreitung der Myxomatose in östlicher Richtung verlief in den ersten 3 1/2 Jahren mit etwa 4OO km/Jahr sehr schnell. Sie erreichte in Westpolen und in Tschechien ihre östlichsten Punkte. Fälle aus den Balkanstaaten, der vormaligen UdSSR und Asien sind nicht bekannt geworden. Insbesondere klimatische Faktoren könnten dafür als Gründe maßgeblich sein. Aus Afrika liegen keine Informationen zu Myxomatoseausbrüchen vor.

RHD (Chinaseuche)

RHD bezeichnet seit einigen Jahren eine gefährliche Kaninchenseuche. RHD steht für Rabbit-Haemorrhagic-Disease (rabbit = Kaninchen, hemmorrhagic = blutend, dease = Krankheit); wörtlich übersetzt "Blutungskrankheit des Kaninchens". Die RHD, auch Chinaseuche genannt, wurde 1984 zuerst in China beobachtet.1988 zeigten sich in Deutschland die ersten Erkrankungsfälle. Mitlerweile ist die Seuche weltweit verbreitet. Verursacht wird die RHD durch den Calicivirus. Empfänglich sind Haus-und Wildkaninchen sowie Feldhasen. Die Tiere stecken sich untereinander durch direkten Kontakt an. Direkte Übertragung ist auch möglich durch den Menschen sowie Gegenstände wie Käfige, Futtergefäße, Einstreu, Grünfutter und Insekten.Die Krankheit wurde am häufigsten in den Monaten Mai bis Oktober beobachtet. Die hochansteckende Krankheit führt in den Kaninchenbeständen zu hohen Verlusten, oft sterben alle Tiere. Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit beträgt 1-3Tage.Jungtiere bis zu einem Alter von 6 Wochen scheinen für die Krankheit unempfänglich zu sein. Bei älteren Kaninchen sind drei verschiedene Verlaufsformen bekannt:

1. Die Tiere sterben plötzlich unter Aufschreien ohne vorherige Krankheitsanzeichen. Aus den Nasenöffnungen tritt nach dem Tod blutiger Schaum.

2. Zunächst zeigen die Kaninchen unspezifische Symptome wie Futterverweigerung, Aphathie und Fieber. Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es zu Benommenheit, beschleunigter Atmung und blutigem Nasenfluss. Auch der Harn der Tiere kann blutig sein.

3. Der milde Krankheitsverlauf ist gekennzeichnet durch Freßunlust und eine vorübergehende Benommenheit der Tiere, von denen sie sich spontan erholen.

Zur Diagnosestellung werden zunächst der Vorbericht (Angaben des Tierbesitzers), die klinischen Symptome und der Sektionsbefund eines verendeten Tieres herangezogen. Im Labor kann das Virus aus Organen durch spezifische Untersuchungsverfahren nachgewiesen werden. Dadurch läßt sich die RHD von anderen Krankheiten abgrenzen, die einen ähnlichen Verlauf zeigen. Hierzu zählen Hitzschlag, Vergiftungen und bakterielle Erkrankungen. Besteht Verdacht auf RHD müssen der Tierarzt, aber auch andere Personen(beispielsweise Kaninchenzüchter) dies gemäß Tierseuchengesetz bei der zuständigen Veterinärbehörde anzeigen. Von dieser werden weitere Maßnahmen veranlasst Darüberhinaus dient die Anzeigepflicht der Erstellung eines Seuchenberichts für ganz Deutschland, der über den aktuellen Seuchenstand informiert. Eine Therapie der erkrankten Tiere ist nicht möglich. Gegen die RHD gibt es eine Schutzimpfung. Nach einer Injektion sind die Kaninchen für etwa ein Jahr geschützt, danach muß eine Auffrischung erfolgen. Impffähig sind alle gesunden Kaninchen ab einem Alter von 6 Wochen. Bei Ausstellungen von Rassekaninchen ist die Impfung vorgeschrieben.

Ansteckende Mundfäule (Nekrobazillose)

Als Erreger ist ein Bakterium mit der Bezeichnung Fusobacterium necrophorum bekannt. Es handelt sich dabei um eine ansteckende
Entzündung der Mundhöhle. Es können aber auch andere Körperteile durch Beschlecken betroffen sein. Es treten in der Mundhöhle diphteroide (grauweißliche) Beläge auf. Unter den Belägen kommt es zu einem geschwürigen Zerfall. Man findet vermehrten Speichelfluß sowie Appetitlosigkeit infolge der schmerzhaften Mundschleimhautentzündung.

Behandlung

Die diphteroiden Beläge müssen mechanisch entfernt werden. Beladonna D3, Mercurius sol D12 sowie Lachesis D4 Spülung der
Mundhöhle mit einem Käsepappel- und Kamillenteegemisch.

Verstopfung

Verstopfung findet man bei Kaninchen eher selten. Nur solche Tiere sind von dieser "Zivilisations- krankheit" betroffen, die zu gut ernährt werden. Vor allem dann, wenn bei Bewegungsmangel zu große Mengen an energiereicher Nahrung verfüttert wird.

Behandlung

In erster Linie sind diätische Maßnahmen zu ergreifen (rohfaserreiche Kost). Sonst helfen Graphites D6 bei trägen, fettleibigen Tieren, Opium D200 bei Verstopfung mit Stuhldrang oder Alumina D12 bei Verstopfung ohne Stuhldrang.

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